Die sogenannte „Bach-Blütentherapie“ fällt unter die sogenannten „alternativen Heilmethoden“, die tatsächlich mit Medizin nichts, mit Esoterik aber sehr viel zu tun haben. Entwickelt wurde sie von dem britischen Bakteriologen und Homöopathen Edward Bach, der 1930 seine Praxis aufgab und aufgrund einer „Eingebung“ aufs Land zog. Er fühlte sich verbunden mit Hippokrates, Paracelsus und Samuel Hahnemann, dessen Werk er fortzuführen vorgab. Nach Bach-Legenden richtete er sich bei der Entwicklung seiner „Therapie“ nach Träumen, habe Menschen durch Berührung geheilt. Bach sagte von sich, er sei ein „sensitiver Heiler“, der „spüre“, was den Menschen fehle. Dies hinge angeblich damit zusammen, dass disharmonische Informationen als verzerrte Schwingungen auf ätherischer Ebene“ wahrgenommen würden.
Was aber will nun diese Therapie, wie hat Edward Bach sich das vorgestellt? Nun, er meinte, nicht die Krankheit müsse behandelt werden, sondern der Patient. Und dabei seien die Atmosphäre wichtig, dem Patienten müsse Frieden, Hoffnung, Freude vermittelt werden, so dass er seine Krankheit vergesse und nach Gesundheit strebe, denn es gehe darum, dass die Fehler in seinem Wesen korrigiert würden. Das heißt dann nach dieser Theorie, dass die Diagnose nicht vom körperlichen Befinden abhänge, sondern von der „Korrekturfähigkeit“ des Patienten. Der Patient müsse ein Verlangen haben, ein Leben in Harmonie mit den Geboten der Seele zu führen, denn der Mensch sei göttlich. Allein das und das Ziel einer „Harmonie mit den Geboten der Seele“ sollte aufhorchen lassen, denn dies sind eindeutig antibiblische, esoterische Ansätze, die das Heil in uns zu finden meinen.
Nach Bachs Aussage seien die Mitmenschen, die Umstände es, die die Krankheit bewirkten. Krankheit sei das Resultat einer Einmischung von außen. Gesundheit werde erlangt durch „wahre Erkenntnis dessen, was wir sein sollten“, da wir als Menschen vollkommen seien, Kinder Gottes (dies widerspricht übrigens seiner Behauptung, dass die Krankheit von außen käme; vor allem aber widerspricht es der Bibel, die uns Menschen dahingehend analysiert, dass wir abgrundtief verdorben sind, dass aus unserem Herzen die bösen Dinge kommen, Matth. 15,19). Langfristiges Ziel sei die „Seelenreinheit“. Was an seiner Analyse durchaus richtig ist, ist dies, dass viele körperliche Krankheiten seelische Ursachen haben.
Als Medikamente werden nur sogenannte „Blütenessenzen“ verwendet, die angeblich von „göttlicher Heilkraft“ durchdrungen seien. Sie sollen im Körper Gefäße öffnen, die mehr „Licht der Seele“ einlassen würden, damit der Patient von „heilender Qualität“ durchströmt werde. Die dabei verwendete Methode der Herstellung dieser „Essenzen“ ist eindeutig schamanistisch. Es werden dabei zwei aus diesem Bereich bekannte Verfahren verwendet: die Sonnen- und die Kochmethode.
Bei der Sonnenmethode werden an einem wolkenlosen Tag morgens die Blüten gepflückt, wobei als „Schutz“ ein Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt wird, damit die Blüte nicht mit der Haut in Berührung käme. Dabei dürfen nur sogenannten „wilde Pflanzen“ verwendet werden, da Kulturpflanzen nicht mehr die „Heilkräfte“ hätten. Die Blüten kommen dann in eine Schüssel mit Quellwasser und bleiben dann in der Sonne stehen, bis die „feinstoffliche Essenz“ der Blüten (deren „Seele“) in das Quellwasser übergesprungen sei. Das wird dann in Fläschchen abgefüllt. Diese „Blütenessenz“ soll nicht nur durch Einnahme wirken, sondern schon allein ihr Besitz oder ihr Herumtragen in der Tasche soll Wirkung haben.
Die Kochmethode wird bei solchen Pflanzen verwendet, die in einer Jahreszeit blühen, in der es noch nicht sehr warm ist. Im Zusammenhang mit den Blüten spielen auch Astrologie und Umweltfaktoren eine Rolle. Wenn man dies mit echten pflanzlichen Heilstoffen vergleicht, so ist zu sagen, dass diese „Blütenessenzen“ in keiner Weise als pflanzliche Heilstoffe bezeichnet werden können. Denn sie unterscheiden sich von diesen ganz wesentlich hinsichtlich des Wirkungsprinzips und hinsichtlich der Gewinnung. Bei wirklichen pflanzlichen Heilmitteln werden die Pflanzen zerkleinert und dann in Wasser, Alkohol oder einem Wasser-Alkohol-Gemisch aufgegossen und abgekocht. Das Zerkleinern ist nötig, damit die Wirkstoffe der Pflanze tatsächlich frei werden – genau das geschieht ja bei den „Bachblüten“ nicht.
Das Bach-Centre selbst gibt zu, dass eine naturwissenschaftlich befriedigende Erklärung für die Wirkungsweise der „Bachblüten“ nicht gibt. Tatsächlich lässt sich ja kein Molekül des pflanzlichen Wirkstoffes in der „Blütenessenz“ nachweisen.
Wie ist dann aber die Wirkung der Mittel zu erklären? Es gibt dafür zwei Grunderklärungen: Zum einen heilen eine Reihe von Krankheiten aufgrund des Immunsystems von selbst, ohne dass dazu Medikamente nötig sind. Wenn in ihrem Zusammenhang also Bach-Blütenessenzen verwendet wurden, hatten diese in Wirklichkeit mit der Überwindung der Krankheit nichts zu tun. Die andere Erklärung ist der Placebo-Effekt, der umso größer ist, je größer der Glaube an die Wirkung des „Medikaments“ ist, besonders dann, wenn Therapeut und Patient gleichermaßen daran glauben. Bach behauptete zwar, dass die Wirkung der Blüten nicht vom Glauben der Patienten abhängig seien, aber die heutigen Vertreter der Bach-Blütentherapie sagen das genaue Gegenteil.
Bach behauptete, seine Therapie diene auch der „seelischen Gesundheitsvorsorge“, der „Charakterentfaltung“, der Selbsthilfe bei psychischen Alltagsproblemen und der seelischen Mitbehandlung psychosomatischer Erkrankungen, die sonst außerdem durch einen Arzt behandelt würden.
Es ist aus dem Dargelegten deutlich, dass es sich bei der Bach-Blütentherapie tatsächlich nicht um eine besondere medizinische Behandlungsform handelt, sondern um eine Weltanschauung, die eindeutig Anleihen aus dem Hinduismus, Spiritismus und Schamanismus sowie der Psychotherapie entnommen hat. Für Bach war Gott nur eine „mächtige Energieschwingung“, ein „universales Lebensprinzip“. Zur Unterstützung der Bach-Blütentherapie wird ja unter anderem auch verwiesen auf Visualisierung (eindeutig schamanistisch), Yoga, Atemübungen, I Ging lesen, was eindeutig okkult ist. Letztlich geht es um „Selbstheilung“. Die Bach-Blütentherapie ist durchaus dem New Age und seinem Umfeld zuzurechnen und für einen Christen nicht praktikabel, zum einen, weil eine echte Wirkung im positiven heilenden Sinne durch die Essenzen gar nicht vorliegt, zum anderen, weil es sich um eine Form der Esoterik handelt.
Quelle: Online Artikel „Gesundheit um jeden Preis?“, Roland Sckerl