Von der Arktis zur Antarktis

2,00 

Inkl. MwSt & kostenloser Versand

Autobiografische Notizen Teil 3. Die Missionsreisen von Dr. Kurt E. Koch vom nördlichen Polargebiet bis zum Südpol.

Artikelnummer: 1038 Kategorien: ,
  • Taschenbuch: 96 Seiten
  • Autor: Dr. Kurt E. Koch
  • Verlag: The Association for Christian Evangelism
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-100-88981-023-0
  • ISBN-13: 978-0-88981-023-5

Inhaltsverzeichnis in neuem Fenster öffnen.

Teil 3 aus der Reihe: „Aus meinem Leben“.

Leseprobe

Missionar Brown und Schwester Susi, so heißt die verkrüppelte Missionarin, brachten mich in ein berüchtigtes Zuchthaus in Tijuana. Zunächst hatte ich es zu lernen, alle europäischen Vorstellungen von einem Gefängnis fallen zu lassen. Es handelte sich nicht um ein Gebäude, sondern um ein freies Areal, das von einem drei Meter hohen Zaun um­geben war. Außen und innen patroullierten Wäch­ter mit Schnellfeuergewehren. Die Gefangenen tragen keine Sträflingskleider, sondern ihre Zivil­kleidung. Sie sind nicht in Zellen untergebracht, sondern laufen innerhalb der Umzäunung frei herum. Mancherlei Annehmlichkeiten sind gestat­tet. Hunde und Katzen dürfen mit ins Gefängnis genommen werden. Auch die Ehefrauen dürfen mitgebracht werden, wenn sie das Los der Männer teilen wollen. Rauschgift ist innerhalb des Zucht­hauses leichter zu beschaffen als außerhalb. Das Wachpersonal ist zu jeder bezahlten Hilfe bereit. In USA braucht ein Süchtiger 100 bis 200 Dollar am Tag, um sich die erforderliche Menge Heroin zu beschaffen. In Mexiko kostet die gleiche Menge nur einige Cents. Bei unserem Gang durch das Zuchthaus sahen wir immer wieder Gefangene, die schlafend am Boden lagen. Missionar Brown erklärte: »Die stehen gerade unter Drogenein­fluß.« Viele der Gefangenen haben sich Bretter gekauft und sich damit einen Holzverschlag ge­baut, in dem sie nachts schlafen. Wer kein Geld hat, der liegt unter freiem Himmel. Zum Glück ist das Klima trocken und warm.

Ich hatte bei diesem Rundgang ein eigenartiges Gefühl. Es umringten uns ja einige hundert Schwerverbrecher, unter denen viele Mörder wa­ren. Ein blonder Junge mit blauen Augen redete mich auf deutsch an. Ich fragte ihn, wo er sein Deutsch gelernt hätte. Er gab willig Auskunft. Seine Eltern sind Deutsche, die damals in Kalifor­nien wohnten. Er war wegen drei Morden zu 30 Jahren verurteilt worden. Meistens versuchen die schweren Jungen von USA nach Mexiko überzu­wechseln, weil hier die Gerichtsbarkeit viel milder ist. In USA hätte ihm der elektrische Stuhl ge­droht. Ich dachte, wenn diese Verbrecher alle gleichzeitig losschlagen würden, käme jede Hilfe von Seiten des Wachpersonals zu spät.

Das Problem der Rauschgiftsklaverei soll hier an einem Beispiel gezeigt werden. Einer der Insas­sen dieses Zuchthauses war in USA zu fünf Jahren verurteilt worden. Als er endlich wieder aus dem Gefängnis herausgekommen war, blieb er nur ei­nen Tag in der Freiheit. Er spritzte sich Heroin und wurde abermals für fünf Jahre eingebuchtet. Nach zehn Jahren sollte er nun endlich klug ge­worden sein. Klug war er schon, aber nicht frei von dem süßen Gift. Bei einer Kontrolle wurde er wieder festgenommen. Dieses Mal steckten sie ihn in ein Hospital, um eine Entziehungskur durchzu­führen. Nach 15 Jahren verfiel er wieder dem Rauschgift. Um nicht für immer in Sicherungs­verwahrung genommen zu werden, wechselte er hinüber nach Mexiko. Dort erwischten sie ihn er­neut und steckten ihn in das Zuchthaus in Tijuana…