Das Wahrsagen aus den Handlinien hat die Bezeichnung Chiromantie. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Chirologie, der wissenschaftlichen Handform- und Handlinien-Deutung. Ferner nicht mit der Graphologie, der Deutung der Handschrift. Die Chiromantie lässt sich bis zu den älteren Babyloniern zurückverfolgen. Früh mischte sich astrologisches Ideengut in die Handleserei.

Neben vier Hauptlinien (Herz-, Kopf-, Schicksals- und Lebenslinie) ist die Handfläche in sieben Planetenberge eingeteilt. Vom Zeigefinger zum kleinen Finger sind es: Merkurberg, Apolloberg, Saturnberg, Jupiterberg. Unter dem Daumen ist der Venusberg, unter dem kleinen Finger der Marsberg und Mondberg. Begriffsmäßig muss Chiromantie, Chirologie und Graphologie auseinandergehalten werden, dennoch tritt in der Praxis oft eine verhängnisvolle Vermischung ein.

Beispiel aus „Christus oder Satan“, Dr. Kurt E. Koch

Ein junges Mädchen suchte einen Graphologen auf und ließ sich die Handschrift und die Handlinien deuten. In dem ausgestellten Gutachten stand, dass sie im 30. Lebensjahr ermordet werden würde. Daraufhin erklärte das Mädchen ihren Angehörigen: „Wenn ich so früh sterben soll, dann will ich mein Leben in vollen Zügen genießen.“ Sie wurde zur regelrechten Hure und Abtreiberin. Im 24. Lebensjahr erkrankte sie infolge ihres ausschweifenden Lebens und starb an einer Colitis ulcerosa. Der Arzt konstatierte selbst, dass sie sich mit ihrem liederlichen Lebenswandel ruiniert hätte. Bemerkenswert ist noch, dass sich bei dem Mädchen nach der Beratung des Graphologen mediale Fähigkeiten eingestellt hatten. Sie konnte pendeln und mit der Rute gehen.

Dieses Beispiel zeigt zuerst, dass dieser Graphologe ein okkulter Handwerker war. Er missbrauchte die Graphologie zu Wahrsagezwecken. Ferner wird hier die häufigste Form der Handleserei und der Wahrsagerei sichtbar. Es gibt viele Wahrsageformen, die suggestiven Charakter haben. Der durch Wahrsagung beratene Mensch führt bewusst oder unbewusst die Erfüllung herbei. Hier wiederholt sich, was bei dem psychologischen Prozess der Kartenlegerei noch gesagt werden wird. In seelsorgerlicher Hinsicht wird hier die häufig gemachte Beobachtung deutlich, dass der Mensch durch die Wahrsagerei sittlich enthemmt wird. Christliche Erziehung, Tradition und Sitte haben in unser aller Leben schützende Dämme aufgeworfen. Auch der christusferne Mensch lebt unbewusst in den Ordnungen der christlichen Welt, auch wenn er im stillen sich dagegen auflehnt. Die Inanspruchnahme okkulter Kräfte reißt diese Dämme nieder. Dunkle, trübe Fluten strömen offenkundig in das preisgegebene Leben ein. In unserem Fall gewinnt bei dem Mädchen das Triebleben die Oberhand. Sie geht daran zugrunde. Der Okkultismus leistet allen Süchten und Entgleisungen Vorschub. Der okkult beratene Mensch wird in vielen Fällen jähzornig, haltlos gegenüber Alkohol, Nikotin und gibt sich einem ausschweifenden Leben hin.